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Solare Leselampen für 1,6 Millionen Schulkinder

Durchbruch für dezentrale Solarenergie in Indien. Ein indischer Bundesstaat verteilt kostenlos Solarlampen an 1,3 Millionen arme Familien, statt weiter Petroleum für Lampen zu bezuschussen. Hochwertiges Licht statt Subventionen für fossilen Brennstoff.

Der zentralindische Bundesstaat Chhattisgarh hat entschieden, allen Haushalten in Dörfern ohne Stromanschluss kostenlos Solar-Lampen zur Verfügung zu stellen. Davon profitieren 1,3 Millionen arme Familien. Zusätzlich erhalten 1,65 Millionen Schulkinder Solare Leselampen für ihre Hausaufgaben. Finanziert wird das Großprojekt durch die Einsparungen an Subventionen: weil die Solarlampen die bisher verwendeten Petroleumlampen ersetzen, deren Brennstoff vom Staat bezuschusst wird, werden sich die Kosten nach kurzer Zeit amortisieren.

Neben dem Staat sparen auch die Menschen das bisher für Brennstoff benötigte Geld. Die neuen Lampen geben mindestens fünf mal mehr Licht und halten 10 Jahre. Zum Einsatz kommen Geräte des indischen Herstellers THRIVE, langjähriger Technologie- Partner der Bonner Hilfsorganisation green energy against poverty.

Nach den Daten der Volkszählung von 2011 haben in dem noch teilweise bewaldeten Bundesstaat 1,3 Millionen Familien keinen Anschluss ans öffentliche Stromnetz – meist von der Volksgruppe der Adivasi, der indischen „Ureinwohner“. Zwar steht Chhattisgarh damit noch besser da als andere Bundesstaaten; im nationalen Durchschnitt sind 44 % der Inder mangels Stromanschluss auf Petroleumlampen angewiesen, im Bundesstaat Bihar sogar 89 %. Für die entlegenen Dörfer in 95 Dorfverbänden wäre die Elektrifizierung besonders aufwendig, da zum Bau von Stromleitungen die nationale Forstbehörde kooperieren müsste.

Noch dazu ist das indische Stromnetz notorisch unzuverlässig und chronisch überlastet. Statt zentraler Versorgung ist lokale Energieproduktion mit Solarzellen die bessere Option; kleine Solarzellen laden direkt die Akkus der tragbaren Solarlampen. Damit erübrigen sich auch die Subventionen für das bisher verwendete Petroleum. Nach dem staatlichen Verteilungssystem für Bedürftige stehen jeder Familie 4 Liter im Monat zu, was aber nur etwa die Hälfte des tatsächlichen Bedarfs deckt. Die Subventionen dafür belaufen sich auf 2,5 Mrd. indische Rupien oder 35 Mill. EUR pro Jahr. Die gesamten Investitionskosten für die neuen Solarlampen betragen ca. 30 Mill. EUR. Damit rechnet sich die Investition bereits innerhalb eines Jahres – und vermeidet während der 10jährigen Lebensdauer der Lampen dauerhaft Kosten, die sich weder die Armen, die auf Petroleum angewiesen waren, noch der Staat leisten konnten.

Für den Chef von THRIVE zählt nicht, dass er einen großen Auftrag gewonnen hat, sondern dass damit der Durchbruch erreicht ist, in moderne Geräte zu investieren statt unsinnige Subventionen zu zahlen. „Über drei Jahre habe ich daran gearbeitet, den Regierungen zu vermitteln, dass sie bereits nach kurzer Zeit sparen – und zugleich die Menschen besseres Licht bekommen“, sagt Ranga Bodavala. „Damit erfüllt sich mein Traum, dass alle Menschen endlich richtiges Licht haben.“

Nach seinen Schätzungen werden Kinder in der Region 1½ Mrd. zusätzliche Stunden zum Lernen zur Verfügung haben, ohne dass die Abgase der Petroleumlampen ihre Augen und Schleimhäute reizen; die Erwachsenen können zusätzliche 2,7 Mrd. Stunden für einkommensschaffende Aktivitäten nutzen, wie Bastmatten flechten etc. Nebenbei werden 150 Millionen Liter Petroleum pro Jahr eingespart und 384.000 Tonnen CO2 vermieden. Indem eine indische Regionalregierung diesen Weg geht, schafft sie den Durchbruch beim großflächigen Ersatz von Petroleumlampen durch moderne Solarlampen.

Auch green energy against poverty ist stolz auf diesen Erfolg. „Wir haben immer an das Potential der Technik geglaubt“, sagt Dr. Sabine te Heesen, CSR-Managerin der Bonner Hilfsorganisation. „Unser Partner produziert nicht nur hervorragende Geräte, sondern engagiert sich massiv, um damit die Lebensbedingungen der Armen nachhaltig zu verbessern“. Doch trotz dieses großen Erfolges sei noch viel zu tun: in anderen Bundesstaaten wird noch Petroleum subventioniert, und die Projekte mit Schülerlampen in Vorort-Slums von Calcutta sind weiterhin auf Spenden angewiesen.

Eine tragbare Solarlampe kostet 15 Euro und gibt Licht für einen ganzen Raum, eine solare Leselampe für Schulkinder kostet 5 Euro. green energy against poverty sammelt weiter Gelder für Projekte mit diesen Lampen.

Quelle

green energy against poverty e.V. 2013

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