Strom aus unterseeischen Geysiren
Ein Meereskraftwerk, äußerlich ähnlich einer Ölbohrplattform, soll große Mengen an Strom herstellen.
Dazu soll es die Energie der „Schwarzen Raucher“ nutzen, aus denen ein Gemisch aus heißem Wasser, Mineralien und Metallen schießt. Das US-Unternehmen Marshall Hydrothermal will heiße Geysire im Meer nutzen, um Strom herzustellen. Die Idee: Ein vorgefertigtes Trichtersystem soll über den Geysir gestülpt werden. Das wiederum mündet in ein großes Rohr, das heißes Wasser zu einer schwimmenden Plattform, ähnlich einer Ölförderplattform, transportiert. Dort gibt das heiße Wasser seine Wärme an einen Dampfkreislauf ab, aus dem ein Generator Strom herstellt. Die elektrische Energie wird anschließend über Seekabel zu Städten und Dörfern an Land transportiert.
An Stellen, wo Erdplatten auseinanderdriften, steigt heißes Magma auf. An diesen Nähten in 2.300 Metern Meerestiefe platzt die Erde auf. Wasser kommt mit Magma in Berührung und als Folge strömt 400 Grad Celsius heißes Fluid aus dem Grund oder kleinen Schloten. Dieses „Fluid“ ist angereichert mit Metallen und Mineralien, die es schwarz färben. Deswegen werden die Geysire auch „Schwarze Raucher“ genannt. Die Meeresgeysire wurden erstmals 1977 entdeckt, und es gibt unzählige von ihnen.
Probleme könnten den Ingenieuren allerdings die dunklen Metalle und Mineralien bereiten, die in dem heißen Fluid enthalten sind. Sie können beispielsweise den Wärmetauscher schädigen. Eine Lösung hierfür könnte sein, den Wärmetauscher direkt an der Öffnung des „Schwarzen Rauchers“ zu platzieren. Das Fluid würde dann bereits unterseeisch in Dampf verwandelt und in diesem Zustand zur Plattform geleitet werden.
Der Vorteil, den die Geysire gegenüber Wind und Sonne bieten, ist die permanente Energieversorgung ohne Schwankungen. Auch der klassichen Geothermie ist die Technologie nach Einschätzung von Marshall Hydrothermal deutlich überlegen. Zwar nutzt die Geothermie an Land dieselbe Energiequelle, nämlich Erdwärme. Doch man muss mithilfe von Fremdenergie Wasser pumpen. Zudem sind die Wassertemperaturen, die genutzt werden können, sehr viel niedriger.
Das Geysir-Kraftwerk hat jedoch auch Nachteile. Seine Errichtung auf hoher See ist teuer, und der Strom muss über stabile Unterseekabel erst einmal an Land geleitet werden. Allerdings: Im Gegensatz zu Ölförderplattformen ist diese Plattform kaum gefährlich für die Natur. Sollte ein Missgeschick passieren, etwa der Trichter platzen, würde das schwarze Wasser wieder ins Meer schießen – und das hat es seit ewigen Zeiten ohnehin bereits getan.
Quelle
energiezukunft | rr 2014