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Tepco hat noch immer nichts im Griff

Das Grundwasser rund um das Atomkraftwerk Fukushima ist so stark wie nie mit radioaktivem Cäsium verseucht.

Wie der Berliner Tagesspiegel in seiner gestrigen Ausgabe unter Berufung auf den Betreiber Tepco berichtet, erhöhten sich die gemessenen Werte für Cäsium-134 und Cäsium-137 ohne zunächst erkennbaren Grund innerhalb von drei Tagen um das 90-Fache und erreichten damit ein Vielfaches der erlaubten Grenzwerte.

Die Gesamtbelastung durch radioaktive Cäsium-Isotope sei der bislang höchste festgestellte Wert seit der Fukushima-Katastrophe vor mehr als zwei Jahren, teilte der Fukushima-Blogger Jens Proll mit

Der Messpunkt liege nur 25 Meter vom Hafen entfernt. In den Tagen zuvor hatte Tepco bereits den Fund von unbekanntem, stark strahlendem Material sowie Rekordbelastungen mit radioaktivem Tritium im Grundwasser und im Meer gemeldet

Auch eine hohe Strontium-Belastung wurde festgestellt – näheres ist nicht bekannt, weil Tepco zu Strontium-90 keine Messungen veröffentlicht. Vor einigen Tagen kam außerdem heraus, dass bei mehr als 450 Arbeitern, die nach der Kernschmelze in dem AKW tätig waren, die Ergebnisse der Radioaktivitätstests verfälscht wurden, sodass ein Teil der Männer unzulässig hoch verstrahlt worden ist.

Die Probleme mit dem radioaktiv kontaminierten Wasser sind nicht neu und treten seit etwa einem Vierteljahr gehäuft an dem Atomkraftwerk auf. Durch den Tsunami am 11. März 2011 waren vier von sechs Reaktorblöcken in Fukushima zerstört worden, in drei Blöcken schmolzen die Reaktorkerne. Seit diesem dreifachen Super-GAU werden die schwer beschädigten und verstrahlten Reaktoren provisorisch gekühlt, ebenso die Becken mit den abgebrannten Brennelementen. Jeden Tag werden dafür laut Tagesspiegel 360.000 Liter Kühlwasser benötigt.

Außerdem läuft noch einmal etwa die gleiche Menge an Grundwasser von unten in die verseuchten Schrottreaktoren hinein. Auf dem Gelände befinden sich drei große künstliche Teiche mit radioaktiv kontaminiertem Wasser, die teilweise undicht sind. Zwar wird belastetes Grundwasser abgepumpt und umgeleitet, zum Teil auch gespeichert und dekontaminiert, trotzdem kam es nun zu den plötzlichen Rekord-Messwerten. Wo die genaue Ursache dafür liegt, ist unklar. Sicher ist nur, dass Tepco weit davon entfernt ist, die Lage in Fukushima zu stabilisieren.

Noch immer sind nur zwei der über 50 japanischen Atomkraftwerke am Netz, die fehlende Energie wird vor allem durch fossile Kapazitäten ersetzt. Mittlerweile haben aber die Betreiber Anträge auf das Wiederanfahren mehrerer AKWs gestellt. Anfang der Woche hat die japanische Reaktorsicherheitsbehörde NRA dazu neue Sicherheitsrichtlinien erlassen

Angesichts der Oberhaus-Wahlen am 21. Juli gibt es jedoch eine öffentliche Debatte um den energiepolitischen Kurs in Japan. Die seit Dezember letzten Jahres wieder regierende konservative LDP hatte den Atomausstieg der Vorrängerregierung rückgängig gemacht, sieht sich aber einer zunehmend kritischen und selbstbewussten Bevölkerung gegenüber.

Quelle

KLIMARETTER.INFO | mb 2013

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