‹ Zurück zur Übersicht
pixabay.com | geralt

© pixabay.com | geralt

Terror und Atomkraft

Seit Anbeginn der Atomkraft haben Kritiker auf unbeherrschbare Gefahren der Atomkraft durch Terror und Kriege hingewiesen und auch aus diesem Grunde die Nutzung der Atomkraft abgelehnt.

Nun werden durch die Terrorattacken der letzten Monate diese Gefahren wieder deutlicher und wie immer erhalten die Beschwichtiger der Terrorgefahren die Medienhoheit.

Nach den Anschlägen in Brüssel waren die belgischen Atomkraftwerke Tihange und Doel teilweise evakuiert worden. Ein Alarmsignal, welches schlaglichtartig die Terrorgefahren in Atomkraftwerken beleuchtet.

Schnell werden Fragen laut, ob denn auch in deutschen und anderen AKWs die Sicherheitskontrollen für Personal ausreichend seien und so die Terrorgefahr abgewendet werden könne – als wenn die einzige Terrorgefahr nur von Innentätern ausgehen würde.

Alles sei unter Kontrolle, heißt es zum Beispiel beim Bayrischen Rundfunk. Das Schlimmste, was angeblich passieren könnte, sei, dass ein Terrorist über einen falschen Knopfdruck eine Schnellabschaltung bewirkt – welch absurde Betrachtungsweise. Natürlich kann auch ein eingeschleuster Innenattentäter mit fundiertem Wissen gefährliche Katastrophen verursachen. Warum nur haben sonst in Tihange und Doel weitgehende Evakuierungen stattgefunden, wenn sie „nur“ einen falschen Knopf zur Schnellabschaltung bedienen könnten?

Unverantwortlich ist, dass sich die aktuelle Terror-AKW-Debatte nur auf die Frage des Verhinderns von Innenattentätern konzentriert, was angeblich mit genügend Personenkontrollen in den Griff zu bekommen sei.

Außenattentäter können aber sehr wohl erschreckend wirksam sein. Noch immer ist kein deutsches und kein europäisches Kernkraftwerk gegen den gezielten Absturz einer großen Verkehrsflugzeuges ausreichend abgesichert.

Und neue auch in Terroristenhand verfügbare Waffen besitzen eine Durchschlagskraft, dass sie, gepaart mit gezieltem umfangreichen Wissen über die Atomanlagen, einen Supergau auslösen könnten. Ich selbst hatte vor Jahren den deutschen Sicherheitsbehörden Details darüber mitgeteilt. Monate später wurden immerhin verstärkte Anforderungen an atomaren Zwischenlagern erlassen. Da diese Details hochrelevant für Sicherheitsfragen sind und unter Geheimschutz stehen, kann hier nicht näher darauf eingegangen werden.

Die Blauäugigkeit und Beschwichtigungen der Atomaufsichtsbehörden gegenüber diesen Terrorgefahren sind lebensgefährlich für die Bevölkerung im dicht besiedelten Europa.

Nur sofortige Abschaltungen der Atomkraftwerke können wirkliche Sicherheit zur Verhinderung eines Supergaus vor den stark angewachsenen Terrorgefahren bieten. Doch dies scheint immer noch keine der Atomaufsichten der Länder ins ernsthafte Kalkül zu nehmen.

Der BUND Vorsitzende Hubert Weiger hat daher zu Recht den sofortigen Verzicht auf die Nutzung der Atomkraftwerke gefordert. 

Nur wie sich das mit dem Verhalten des BUND, der den Ausbau der Erneuerbaren Energien behindert, vereinbaren lässt, bleibt das Rätsel des BUND. So gibt es z.B. eine Vielzahl von Klagen des BUND gegen konkrete Projekte von Erneuerbare Energien Anlagen und sogar Seminare des BUND und NABU, wie man Windkraftanlagen aus Gründen des Vogelschutzes verhindert. Dabei müssen noch etwa 90 TWh jährliche Stromerzeugung aus AKW bis 2022 ersetzt werden. Wenn man den Exportüberschuss Deutschlands von 60 TWh für den Binnenbedarf dafür verwenden will, dann werden immer noch 30 TWh benötigt, die durch das Anwerfen fossiler Stromerzeuger gedeckt werden und so höhere CO2 Emissionen verursachen. Zusätzlich würde so die Atomstromerzeugung im benachbarten Ausland stabilisiert werden, was sicherlich nicht dem Schutz vor Terrorgefahren durch die Atomkraft dient.

Man kann es drehen und wenden wie man will, wer den sofortigen Atomausstieg mit gleichzeitigem Klimaschutz will, kommt um einen massiv beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht herum. Jede Behinderung des Ausbaus der Erneuerbaren Energien verschärft die Atomterror- und Klimagefahren. Bundesregierung, Naturschutzverbände und andere große Teile der Gesellschaft versagen hier und treiben so die europäische Gemeinschaft immer näher an einen, unter Umständen auch durch Terror verursachten, atomaren Supergau, wie ihn Fukushima und Tschernobyl bitterbös erleben mussten.

  • FRANZ ALT „Wie schwer ist ein Terroranschlag auf ein Atomkraftwerk?“
    Vor einem Jahr flog ein deutscher Kopilot sein Flugzeug mit 150 Insassen bewusst in eine Alpenschlucht. Nur wenige Kilometer entfernt laufen drei französische Atomkraftwerke. Was wäre gewesen, wenn er den Flieger in eines dieser drei AKW gesteuert hätte? Europa würde heute anders aussehen.
Quelle

Hans-Josef Fell 2016Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren