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UNICEF-Bericht: Jedes vierte Kind ist unterernährt

Jedes vierte Kind unter fünf Jahren in den Entwicklungsländern ist nach einer neuen UNICEF-Studie untergewichtig, viele davon in einem lebensbedrohlichen Ausmaß.

Das sind schätzungsweise 146 Millionen Kinder. Unterernährung spielt bei mehr als der Hälfte der jährlich 10,6 Millionen Todesfälle von Kindern eine entscheidende Rolle. Die geschwächten Kinder, die häufig in unhygienischen Verhältnissen aufwachsen, haben Krankheiten wenig entgegenzusetzen. Auch wenn die Kinder überleben, wird ihre gesamte körperliche und geistige Entwicklung beeinträchtigt.

Der UNICEF-Bericht kritisiert die unzureichenden Fortschritte im weltweiten Kampf gegen Unterernährung. So sank seit 1990 der Anteil der untergewichtigen Kinder im Weltdurchschnitt lediglich um fünf Prozent – bei großen regionalen Unterschieden. Am größten ist die Ernährungsproblematik bei Kindern nicht etwa in Afrika, sondern in Asien. Dort sind 46 Prozent der Kinder untergewichtig – in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara sind es 28 Prozent. Der Anteil der betroffenen Kinder ist überall auf der Welt in ländlichen Gebieten fast doppelt so hoch wie in den Städten.

UNICEF betont, dass auf jedes sichtbar untergewichtige Kind noch viele weitere Kinder kommen, die an chronischem Mangel an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen leiden. Diese Mangelernährung hat gravierende Folgen: Allein 37 Millionen Neugeborene sind jedes Jahr durch Jodmangel von geistiger Behinderung bedroht. Eisenmangel ist eine der Hauptursachen für die hohe Müttersterblichkeit in den Entwicklungsländern.

„Der Stillstand bei der Bekämpfung des Hungers ist tödlich“, erklärte UNICEF-Direktorin Ann Veneman anlässlich der Vorstellung des Berichts. „Ernährung entscheidet maßgeblich darüber, ob ein Kind überlebt, erfolgreich lernen und vielleicht einmal der Armut entkommen kann.“

Der vollständige Bericht zum Download (PDF, 1 MB)

Anteil untergewichtiger Kinder – Globale Trends

Mit dem Bericht dokumentiert UNICEF Fortschritte und Herausforderungen bei der Umsetzung der so genannten Millenniumsziele der Vereinten Nationen. Im Jahr 2000 hatten sich die Regierungen unter anderem zur Halbierung des Anteils der untergewichtigen Kinder bis zum Jahr 2015 verpflichtet.

  • In Südasien ist die Situation besonders ernst: Etwa die Hälfte aller untergewichtigen Kinder auf der Welt (73 Millionen) lebt in nur drei Ländern: Bangladesch, Indien und Pakistan. Chronischer Nahrungsmangel, unhygienische Lebensbedingungen und die Diskriminierung von Mädchen und Frauen verstärken sich dort gegenseitig. So kommen bereits viele Kinder untergewichtig zur Welt, weil ihre Mütter während der Schwangerschaft hart arbeiten mussten und unzureichend ernährt waren.
  • Afrika: In den regelmäßig von Hungersnöten und Nahrungsknappheit betroffenen Ländern im östlichen und südlichen Afrika ist die Lage ebenfalls schwierig. Der Anteil an untergewichtigen Kindern liegt dort bei 29 Prozent (16 Millionen Kinder). Hierzu trägt auch die AIDS-Epidemie bei. West- und Zentralafrika (28 Prozent, 17 Millionen Kinder) hat in den letzten 15 Jahren mehr Fortschritte gemacht, die vor allem auf verbesserte Gesundheitsdienste in den Dörfern und die Förderung des Stillens zurückzuführen sind.
  • Im Mittleren Osten und Nordafrika (17 Prozent, 8 Millionen Kinder) stieg der Anteil der untergewichtigen Kinder im Irak und im Sudan seit 1990 – hauptsächlich in Folge von Kriegen. Am schlechtesten ist die Situation im Jemen, wo fast die Hälfte der Kinder untergewichtig ist.
  • Lateinamerika und die Karibik (11 Prozent, 4 Millionen untergewichtige Kinder) sowie Ostasien und die Pazifikregion (15 Prozent, 22 Millionen Kinder) sind die einzigen Weltregionen, die dieses Ziel tatsächlich erreichen könnten. So hat China den Anteil der betroffenen Kinder seit 1990 jährlich um 6,7 Prozent verringert und ist somit ausschlaggebend für das gute Abschneiden Ostasiens.
  • Zentral- und Osteuropa weist – neben den Industrieländern – mit 5 Prozent (1 Million Kinder) die niedrigste Rate an untergewichtigen Kindern auf. Hier gibt es – ähnlich wie in den Industriestaaten – große Unterschiede. Niedriges Geburtsgewicht ist unter der armen Bevölkerung und ethnischen Minderheiten weit verbreitet.
  • Industrieländer: Die Ernährungssituation der Kinder in den Industrieländern gibt e-benfalls Anlass zur Besorgnis. Zu fette, zu kalorien- und zuckerhaltige Ernährung führt zu Fettleibigkeit. Vor allem Kinder aus den unteren Einkommensschichten sind betroffen. In einigen Regionen Südeuropas ist jedes dritte Kind übergewichtig. In Deutschland hat aktuellen Schätzungen zufolge bereits jedes fünfte Kind Übergewicht.
Quelle

UNICEF 2013

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