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Verstrahltes Wasser treibt auf USA zu

Die Lage im zerstörten japanischen AKW Fukushima gerät zunehmend außer Kontrolle.

Offenbar wegen schwerster Sicherheitsbedenken verschiebt der Betreiber Tepco die geplante Bergung der über Tausend notgekühlten Brennstäbe aus dem Abklingbecken des einsturzgefährdeten Blocks 4. Außerdem treibt eine riesige Blase aus verstrahltem Wasser über den Pazifischen Ozean auf die Westküste der USA zu. Das berichtete das Nachrichtenportal Ingenieur.de des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) Anfang der Woche.

Die radioaktive Wasserblase enthalte Cäsium 137 sowie den „Knochenkiller“ Strontium und habe im Pazifik schon für deutliche Schäden gesorgt, schreibt Ingenieur.de. Aus undichten Tanks fließen in Fukushima jeden Tag rund 300 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer. US-Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Blase im März nächsten Jahres die kalifornische Küste erreicht, und fordern eine bessere Lebensmittelüberwachung. Bei vor Kalifornien gefangenen Thunfischen wurde bereits eine radioaktive Belastung festgestellt. Im Plankton zwischen Hawaii und der US-Westküste seien zudem „sehr große Mengen von Cäsium 137“ gemessen worden, so das VDI-Portal. Plankton steht am Beginn der marinen Nahrungskette.

Um die Pazifik-Verstrahlung zu stoppen, wollte Tepco eigentlich dieser Tage mit der Bergung von rund 1.300 in kritischem Zustand befindlichen Brennstäben beginnen, die wegen der Explosion in Block 4 in einem nicht sicheren und seit der Katastrophe 2011 notgekühlten Abklingbecken liegen. Doch die Aktion sei vorerst abgeblasen worden, denn die Brennelemente lägen „wie Mikadostäbe“ in dem Becken und könnten nicht wie geplant mit einem manuell gesteuerten Kran herausgeholt werden, so Ingenieur.de.

Falls die Bergung schiefgeht, könnte es auch in Block 4 zur Kernschmelze kommen. Bei ungünstigem Wind müssten dann 35 Millionen Menschen aus Tokio evakuiert werden. „Wir können nur beten, dass alles gutgeht“,zitierte die Neue Osnabrücker Zeitung einen japanischen Spezialisten für Brennstabtransporte. Auch der Chef der japanischen Atomaufsicht Shunichi Tanaka hält dem Blatt zufolge die Aktion für riskanter, als mit dem verstrahlten Kühlwasser weiterzumachen. Trotzdem hatte Tanaka seine Zustimmung zur Bergung gegeben – ob er von der japanischen Regierung dazu gedrängt wurde, kann nur gemutmaßt werden.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete am Wochenende, dass in mehreren Ländern Experten eindringlich vor der Beräumung des Abklingbeckens durch Tepco gewarnt hätten. Der ehemalige japanische Botschafter in der Schweiz Mitsuhei Murata schrieb laut FAZ an US-Präsident Barack Obama, die Welt müsse sich jetzt in Fukushima einmischen. Der kanadische Umweltaktivist Harvey Wasserman sprach sogar vom „gefährlichsten Moment für die Menschheit seit der Kuba-Krise“. Der deutsche Atomexperte Sebastian Pflugbeil hatte bereits im Oktober gewarnt: „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Rettung gelingt, geht gegen Null.“

Quelle

KLIMARETTER.INFO | mb 2013

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