Wer profitiert wirklich von gentechnisch veränderten Pflanzen?
Neuer Bericht von Friends of the Earth International zeigt: Gentechnik weltweit rückläufig.
Weltweit sinkt die Akzeptanz für gentechnisch veränderte (GV) Pflanzen. Auch die Zahl der Länder, die Gentechnik anbauen, ist erstmals rückläufig. Das zeigt der heute veröffentlichte Bericht von Friends of the Earth International [1].
90 Prozent des Gesamtanbaus von GV-Mais in Europa fällt auf Spanien
Immer mehr Länder distanzieren sich vom Anbau gentechnisch veränderter Organismen. Der internationale Bericht ‚Who Benefits from GM Crops?‘ (Wer profitiert von gentechnisch veränderten Pflanzen?) zeigt, dass der Anbau der einzigen in Europa für den Anbau zugelassenen gentechnisch veränderten Pflanze, des GV-Mais MON 810 von Monsanto, weiter zurückgeht. Lediglich in Spanien wird weiter GV-Mais angebaut. 90 Prozent des Gesamtanbaus von GV-Mais in Europa fällt auf Spanien. Weltweit werden GV-Pflanzen vor allem in den USA, Brasilien, Argentinien und Indien angebaut.
Heidemarie Porstner, Gentechniksprecherin von GLOBAL 2000, der österreichischen Organisation von Friends of the Earth: „Der Widerstand gegenüber gentechnisch veränderten Organismen besteht längst nicht mehr nur in Europa. Er wächst weltweit. Wir sehen, dass der Anbau drastische ökologische aber auch soziale und wirtschaftliche Auswirkungen auf die Bevölkerung hat. Die Bauern und Bäuerinnen lassen sich nicht mehr auf die falschen Versprechen der Agro-Biotech-Industrie ein.“
Weniger Pestizide durch GV-Pflanzen? Diese Rechnung ist nicht aufgegangen.
Denn mit den GV-Pflanzen werden auch die entsprechenden Pestizide angeboten. Die GV-Pflanzen sind so verändert, dass sie gegenüber den Herbiziden der Agro-Chemie-Kozerne resistent sind. Die Konzerne bieten GV-Saatgut und Herbizide aus einer Hand. Einzig, das Versprechen, dass durch den Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen weniger Pestizide verwendet werden müssen, ist nicht aufgegangen.
Folgen: Immer resistentere Pflanzen, stärkerer Pestizideinsatz
In den USA etwa, wo GV-Pflanzen großflächig seit den 1990ern angebaut werden, melden etwa 49 Prozent der US-amerikanischen LandwirtInnen, dass sie immer mehr Probleme mit Unkräutern haben, die auf die Herbizide der Agro-Chemiekonzerne resistent geworden sind. Die Konsequenz ist, dass immer mehr noch giftigere Herbizide verwendet werden, die massive Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit haben können.
In Afrika werden GV-Pflanzen derzeit in drei Ländern angebaut: Südafrika, Burkina Faso und Sudan. Der Druck auf den Kontinent steigt aber seitens der Biotech-Konzerne. Kenya ist durch seine Entscheidung, GV-Pflanzen zu verbieten, massiv in Bedrängnis geraten [2].
EU: neuer Vorschlag für nationales Selbstbestimmungsrecht wird verhandelt
In der EU wird derzeit über einen neuen Vorschlag zu einem nationalen Selbstbestimmungsrecht verhandelt. Damit sollen Mitgliedsstaaten entscheiden können, ob sie den Anbau von GV-Pflanzen verbieten wollen. Der derzeitige Vorschlag räumt den Biotech-Konzernen allerdings auch hier ein überproportionales Mitspracherecht ein.
Gentechnik ist keine Lösung für den Welthunger
Heidemarie Porstner:“Ein nationales Anbauverbot ist wichtig, löst aber bei weitem nicht die generelle Problematik der Praxis der Anbauzulassungen für GV-Pflanzen. Was wir brauchen, ist die Förderung einer wirklich nachhaltigen, ökologischen Landwirtschaft, in Europa, in den USA und weltweit. Gentechnik ist keine Lösung, nicht für den Welthunger und nicht für eine zukünftige Landwirtschaft.“
Mehr Informationen:
- [1] Friends of the Earth International, Who Benefits from GM crops, an industry built on myths, April 2014:
- [2] Africa Biotechnology Stakeholders Forum, African Agricultural Technology Foundation, International Service for the Acquisition of Agri-biotech Applications, Program for Biosafety Systems, Africa Harvest Biotech Foundation International
- USDA GAIN Report (2012). Kenya Bans Genetically Modified Imports
- Report: who benefits from gm crops? an industry built on myths
Quelle
GLOBAL2000.at | Karin Nakhai 2014