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© pixelio.de | Rike | Fossile Energien werden weltweit weiter subventioniert .

Analyse zum Kohleausstieg bis 2030

Klimapolitik kann Braunkohle Ost aus dem Markt kicken.

Eine ambitionierte Klimapolitik würde Braunkohlekraftwerke im Osten, die laut Ausstiegsplan noch nach 2030 am Netz bleiben sollen, in den nächsten Jahren unwirtschaftlich machen. Das ergibt eine Untersuchung des Analysehauses Energy Brainpool im Auftrag der Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy.

Wer Green Planet Energy nicht kennt, braucht sich nicht zu ärgern. Den Namen trägt seit einigen Tagen die seit 1999 bestehende Genossenschaft Greenpeace Energy. Ziel der Änderung sei eine künftig klar erkennbare Rollenverteilung ohne Verwechslungen, erklärte Green Planet Energy das Motiv.

Stärker solle künftig zwischen der Umweltorganisation Greenpeace mit ihren „kompromisslosen politischen Kampagnen“ und der einst von ihr gegründeten Ökoenergiegenossenschaft unterschieden werden.

Auch unter neuem Namen zeigt sich die Hamburger Genossenschaft zumindest gegenüber der Braunkohle recht kompromisslos. Im Auftrag von Green Planet Energy prognostizierte die Beratungsfirma Energy Brainpool in einer heute veröffentlichten Untersuchung, wie sich die Wirtschaftlichkeit der ostdeutschen Braunkohlekraftwerke entwickelt, die nach dem bisherigen Kohleausstiegsplan auch nach 2030 laufen sollen.

Das betrifft allesamt Kraftwerke, die der Lausitzer Leag gehören – und zwar Schwarze Pumpe (1.600 Megawatt), die Blöcke R und Q in Boxberg (zusammen 1.575 Megawatt) sowie Block R in Lippendorf (920 Megawatt).

Energy Brainpool ermittelte dabei den Barwert der Gewinne, die der Leag durch den Betrieb der Blöcke nach 2030 entstehen würden. Dieser Barwert sei ein Orientierungswert für die Höhe etwaiger Entschädigungszahlungen, die dem Kraftwerksbetreiber zustehen würden, sofern seine Anlagen vorzeitig abgeschaltet würden.

Ergebnis der Analyse: Steigt der Preis für CO2-Zertifikate im europäischen Emissionshandel bis 2038 auf ein Niveau von 105 Euro, so rutschen die Kraftwerksblöcke schon ab 2024 ins Minus.

„In diesem Fall liegt der voraussichtliche Nettobarwert der Kraftwerke im Jahr 2030 bei null Euro“, sagt Michael Claußner von Energy Brainpool. Eine vorgezogene Stilllegung im Rahmen eines schnelleren Kohleausstiegs stelle somit für die Leag keinen finanziellen Nachteil dar, der entschädigt werden müsste.

Zaudernde Klimapolitik würde nur Kohlekonzernen nützen

Der CO2-Preis ist aber, wie die Analyse nahelegt, nicht der einzige Hebel, der nötig ist, um die Braunkohle Ost ausreichend unter wirtschaftlichen Druck zu setzen. Gebraucht wird auch ein rascher Ausbau der erneuerbaren Energien, um ein genügendes Stromangebot zu sichern.

Eine Rolle bei der künftigen Wirtschaftlichkeit der Braunkohle spielt auch die Entwicklung des Strompreises. Steigt dieser – wie derzeit – aufgrund hoher Gas- oder Steinkohlepreise, wird die Braunkohleverstromung wirtschaftlicher: Sie rutscht dann in der Reihenfolge der Nutzung der Kraftwerke, der sogenannten Merit Order, vor die Gas- und Steinkohleanlagen. Dieses Phänomen war gerade im ersten Halbjahr 2021 zu sehen und bescherte dem Braunkohlestrom einen klimaschädlichen Boom.

Entsprechend zeigt die Analyse von Energy Brainpool, dass der künftige Wert der Ost-Braunkohle stark von der Entwicklung am Strommarkt abhängt. Stagniert zum Beispiel das CO2-Preisniveau bei etwa 40 Euro je Tonne, erhöht sich der Barwert laut den Angaben auf 271 Millionen Euro. Verzögert sich zudem der Ausbau der Erneuerbaren und werden fossile Energien in Europa nicht genügend reduziert, könnte sich der Barwert sogar weiter auf 2,5 Milliarden Euro erhöhen.

Eine zaudernde Klimapolitik würde demnach einzig und allein den Kohlekonzernen nützen. Das könne sich die Gesellschaft aber nicht mehr leisten, betont Sönke Tangermann, Vorstandschef von Green Planet Energy.

Die nächste Regierung muss den Kohleausstieg deutlich beschleunigen, fordert er. Spätestens 2030 müsse Schluss sein, ohne Ausnahme. „Sonst kann Deutschland seine Klimaziele nicht mehr retten.“

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Jörg Staude) 2021 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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