Klaus Töpfer: Energie für neun Milliarden Menschen
Der ehemalige Bundesminister und derzeitige Exekutivdirektor des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) Klaus Töpfer spricht in seinem Vortrag unter anderem über eine Demokratisierung des Energiemarktes, Strom-Flatrates in grenzkostenfreien Strommärkten und eine nachhaltige Energieversorgung für neun Milliarden Menschen.
Es reicht nicht Visionen zu haben, man muss sie auch umsetzen, meint Klaus Töpfer, Exekutivdirektor des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) und Vorsitzender des Rates von Agora Energiewende. Bis zum Jahr 2050 müsse eine Energieversorgung für rund neun Milliarden Menschen erreicht werden. Das kann nur mit erneuerbaren Energien gelingen. „Verbundsysteme von Erneuerbaren sind keine Utopie mehr sondern eine ganz konkrete Chance. Und da müssen wir hin“, so Töpfer.
Besonders die bisherige Investorenvielfalt im Bereich der Erneuerbaren hält Töpfer für wichtig. „Für mich ist einer der großen Vorteile der Energiewende, dass wir einen Demokratisierungsprozess unter den Investoren bekommen haben.“ Die Finanzierung der Energiewende sei bis zum heutigen Tag vornehmlich eine Aufgabe der Sparkassen und Volksbanken gewesen. „Es gibt eine völlig andere Investorenstruktur, und eine Demokratie, wie die unsere, braucht dringlich solche Bereiche, wo die Menschen mitmachen können.“ Daher müsse man sich beim neuen Ausschreibungsmodell auch sehr genau die Investorenstrukturen ansehen.
Bei der Entwicklung eines neuen Strommarkt-Designs kommen nach Ansicht von Töpfer noch einige Herausforderungen auf die Akteure zu, zum Beispiel, was das Merit-Order-System angeht. „Unser Merit-Order-System ist ein grenzkostenorientiertes System. In diesen Markt kommen jetzt grenzkostenfreie Techniken wie die erneuerbare Energien. Diese haben nur Investitionskosten und keine flexiblen Kosten.“ Welche Konsequenzen ein grenzkostenfreier Markt mit sich bringt, darüber denken gerade viele Leute nach, sagt Töpfer. „Ich bin Meinung, dass wir in diesem Markt, wie in anderen grenzkostenfreien Märkten auch, zu Flatrates kommen werden.“
Von der Branche der Erneuerbaren habe er bisher leider noch keine konkreten Vorschläge für ein neues Marktdesign gehört. „Wenn ein Grünbuch auf dem Tisch liegt und die Bundesregierung daraus bis Mitte 2015 ein Weißbuch entwickeln will, dann ist es sehr dringlich, dass die Branche sagt, was sie erwartet und wie das Ganze aussehen soll.“ Wenn allerdings keine Vorschläge kommen, könne sich die Branche hinterher auch nicht beschweren, wenn jemand anderes darüber entscheidet. (Mirco Sieg)
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